Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (01)

Liebe LeserInnen des Van Swieten Blogs!

Unser Gastautor Mag. Gilbert Zinsler hat in Kooperation mit dem Leiter des Instituts für Krebsforschung Prof. Dr. Micksche einen wunderschönen Kalender für 2009 herausgebracht. Die Texte des Kalenders stammen von Mag Gilbert Zinsler und die Abbildungen der Pflanzen für jedes Monat aus dem großen Medizinalpflanzenbuch von J.J. Plenck aus unserer Josephinischen Bibliothek.
Mit freundlicher Genehmigung können wir Ihnen nun jeden Monat (der erste Beitrag erscheint am 30.01.2009) in unserem Van Swieten Blog eine Bildtafel mit Text präsentieren. Wir möchten uns bei unserem Gastautor Mag. Zinsler und bei Prof. Dr. Micksche sehr herzlich bedanken!

Die Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck
von Mag. Gilbert Zinsler

758 als Arzneien verwendete Pflanzen beschreibt Joseph Jacob Plenck in seinem Opus magnum, das im vollem Titel lautet: Icones plantarum medicinailum secundum systema Lynnaei cum enumeratione virium et usus medic,i chirurgici atque diaetetici. Zwischen 1788 und 1807 konnte der Professor an der 1785 neu gegründeten medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie, besser bekannt als Josephinum, sieben Bände in Wien veröffentlichen; der 8. Band erschien erst posthum im Jahr 1812 und wurde von Joseph Kerndl herausgegeben. Das imposante Werk wirkt bereits auf den ersten Blick prächtig und in der Dimension spätbarock, im Inhalt ist es aber der rational-orientierten Aufklärung und den damals neuen botanischen Ordnungsgedanken verpflichtet, die sich aus der Systematik eines Carl von Linné ergeben hatten. So beschreibt Plenck die Medizinalpflanzen in lateinischer und deutscher Sprache und gibt jeweils nicht nur Namen und botanische Nomenklatur, sondern auch Ursprung, medizinische Verwendung, Geruch, Geschmack, pharmakologische Effekte und pharmazeutische Anwendungsformen an. Jede der Pflanzen wird durch einen seitenfüllenden, handkolorierten Kupferstich (bis zu ca. 32 x 48 cm) von bestechender Qualität abgebildet. Diese Kupferstiche werden meist Johann Ignatius Albrecht zugeschrieben, auch wenn manche ev. auf frühere Werke von Nicolaus Joseph Jacquin zurückgehen könnten.

Joseph Jakob Plenck wurde 1735 in Wien geboren, machte eine Lehre als Chirurg und besuchte Vorlesungen an der Universität Wien. Im Zuge des siebenjährigen Krieges trat er 1758 in die kaiserliche Armee ein und wurde Regiments-Chirurg. Im Alter von 35 Jahren wurde er von Kaiserin Maria Theresia als Professor an die neu gegründete Universität in Tyrnau – später nach Buda und auch Pest – berufen. 1786 ernannte ihn Joseph II. zum Professor für Chemie und Botanik im Josephinum und gleichzeitig zum oberster Feldapotheken-Inspektor. Er verfasste über 20 Bücher auf vielen verschiedenen medizinischen Gebieten. Maßgebend waren seine Überlegungen auf dem Gebiet der Hauterkrankungen. Als einer der Begründer der modernen Dermatologie ziert noch heute sein Portrait das Logo der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie. Sein größtes und umfassendstes Werk sind aber die sieben Bände seiner Icones Plantarum Medicinalium.

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Abb 1: JB6357/2
Plenck, Joseph Jacob von: Icones Plantarum Medicinalium Secundum Systema Linnæi Digestarum, Cum Enumeratione Virium Et Usus Medici, Chirurgici Atque Diætetici. Centuria II. Wien: Apud Rudolphum Græffer Et Soc. 1789.

 

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