Boten des Frühlings (1.Teil): Huflattich
Boten des Frühlings (2.Teil): Kuhschelle–>LINK erscheint am 27.02.08
Auf den letzten Seiten des Buches begegnen wir noch in der Abteilung „Winter“ bereits Boten des Frühlings. Fünf nur scheinbar unscheinbare Pflanzen werden auf einer Seite dargestellt und zusammengefasst: Der Huflattich, Tussilago farfara, in der Mitte wird flankiert von der Frühlings-Kuhschelle, Pulsatilla vernalis, und der gemeinen Kuhschelle, Pulsatilla vulgaris. Darunter finden sich noch das Wechselblättrige Milzkraut, Chrysosplenum alternifolium, und das Busch-Windröschen, Anemone nemorosa. Alle diese Pflanzen kennen und schätzen wir von ersten Spaziergängen im Frühling – bringen sie doch die so ersehnten Farben in die Natur zurück.
Tussilago
Sobald der letzte Schnee auf trocken-warmen Standorten mit durchlässigem Boden, also vor allem auf Dämmen, Strassenböschungen, Steinbrüchen und unbefestigten Wegen geschmolzen ist, erscheinen oft noch im Spätwinter die goldgelben Blüten des Huflattich.
Gleich allen Korbblütlern (Asteraceae) sind es Blütenstände, die sich aus ca. 300 weiblichen Zungenblüten außen und 30 bis 40 männlichen Röhrenblüten zusammensetzen. Diese Blütenstände bieten Insekten im Vorfrühling Nahrung und werden so gleichzeitig von Bienen, Käfern und Fliegen bestäubt. Der oft ungünstige Standort der Pflanze bedingt einen großen Wurzelstock mit kriechenden bis zu 2 m langen unterirdischen Wurzelausläufern. Dieser lange Wurzelstock wird in der Abbildung des Buches versucht beschnitten wiederzugeben. Nach der Reife bilden die Blütenköpfchen einen silbrig-schimmernden Pappus als Samenstand aus, dessen Schirmflieger, gleich dem gewöhnlichen Löwenzahn durch den Wind verbreitet werden (Pusteblume). Die Blätter erscheinen erst nach der Blüte und erreichen 10-20 cm Durchmesser. Sie zeigen eine Zähnung und sind herz-hufförmig. Dies gab der Pflanze den deutschen Namen. Die Unterseite der Blätter ist stark behaart. Das lateinische Art-Epitheton farfara nimmt darauf Bezug, denn die flaumige Behaarung, lässt die Blätter wie mehlig bestäubt erscheinen (far, farina = Mehl, ferre = tragen). Aufgrund der Beschaffenheit und Größe hat sich bei Naturliebhabern der die Verwendung beschreibende Name „des Wanderers Klopapier“ verbreitet….Die Blätter ähneln stark den Blättern der weißen Pestwurz, Petasites albus, die jedoch noch größer werden und deren Aderung auf der Rückseite deutlicher sichtbar ist. Die Pestwurz wird im Hortus Eystettensis nur ein Blatt früher abgebildet. Aufgrund der leichten Verwechslung der beiden Pflanzen ist die seit der Antike bekannte arzneiliche Verwendung in Misskredit gefallen. Dem Gattungsnamen Tussilago entsprechend (tussis = Husten, Suffix –ago von agere = vertreiben) wurden die getrockneten Blätter früher bei Atemwegserkrankungen zu Räucherungen und in Hustentees verwendet. Enthaltene Polysacharide und Schleimstoffe wirken hustenzeizstillend. Aufgrund der durch moderne Forschungsarbeiten gefundenen im Huflattich enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide wurde die medizinische Verwendung wurde daher stark eingeschränkt, bzw. in Österreich behördlich untersagt. Diese Inhaltsstoffe deuten jedoch auf ein erhöhtes Krebsrisiko und eine leberschädigende Wirkung hin. Ein Zusammenhang mit akuten Vergiftungsfällen konnte jedoch nicht nachgewiesen werden und die toxische Wirkung wird durch eine Verwechslung mit Pestwurz erklärt. Heute geht die Pharmakognosie davon aus, dass die Menge an toxischen Inhaltsstoffen zu gering ist um für die teils schwerwiegenden Leberveränderungen verantwortlich gemacht zu werden. Auch die traditionelle Anwendung über Jahrhunderte spricht gegen die beschriebene Gefährlichkeit. Um jedenfalls sicher zu gehen, gelang es in den letzten Jahren Huflattichpflanzen zu finden und kultivieren, die frei von Pyrrolizidinalkaloiden sind.
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