Marine Biome
Unzählige Mikroorganismen, insgesamt ~ 1030 Bakterien und Archaea, beeinflussen das Klima dieses Planeten seit etwa 3.8 Milliarden Jahren. An die 1011 Menschen bewohnten bisher die Erde und verdank(t)en unter Anderem diesen Mikroorganismen ihr Leben. DOI: 10.1038/s41579-019-0222-5. Nun warnt die Wissenschaft vor dem Klimawandel im Anthropozän und vor widrigen Einflüssen auf die „microbial unseen majority“. Unvorstellbar große Mengen von Mikroorganismen, die marinen Biome, breiten sich über ungefähr siebzig Prozent der Gesamtoberfläche dieses Planeten aus; sie werden im Zusammenhang mit Klima kaum jemals erwähnt, merkwürdigerweise.
Im ewigen eisigen Dunkel der Tiefsee sind hydrothermale Quellen,“schwarze Schlote“ verborgen – an den Schwachstellen der Erdkruste, dort wo Kontinentalplatten abtauchen oder auseinander driften. Glühendes Magma erhitzt Meerwasser und Schwefelverbindungen, Schwermetalle etc. auf hunderte Grade. In diesem lebensfeindlichen, sauren Milieu schwarzer – und weißer Raucher entstand das Leben. Thermopile chemoautotrophe Bakterien gewinnen Primärenergie durch Chemosynthese, reduzieren CO2 (http://www.geo.tu-freiberg.de/Hauptseminar/2008/antje_lenhart.pdf) und dienen Würmern, Muscheln, Crustaeae und sogar Fischen als Nahrung. Effektive symbiotische Bakterien-Lebens-Gemeinschaften optimieren und stabilisieren das Nahrungsangebot dieser Extrem-Zonen.
Erzschlämme an diesen Plattenrändern wecken Begierlichkeiten der „Deep Sea Miners“ (Tiefsee-Mineure); Polymetallknollen (v.A. in der Clarion-Clipperton-Zone), Mangan, Nickel, Kobalt, Kupfer, Massivsulfide, Schwermineralseifen, Molybdän, Selen etc. üben unwiderstehliche Anziehung auf Industrienationen aus. Tonnenschwere Walzen- und Fräsen-Roboter brechen den Meeresboden auf. Aufgewühltes Schlamm/Metallgemisch, samt ‚Beifang‘, wird auf Aufbereitungschiffe gepumpt. Lärm, Vibrationen, Licht, Sedimentwolken, Schadstoffe (s. Nahrungskette) verursachen Schäden, deren Ausmaße nicht abschätzbar sind. http://www.ozeanien-dialog.de/?p=1561
Methanhydrate aus der Tiefe sollen den globalen Energiehunger stillen. Von irreparablen Schäden an der Biodiversität abgesehen, drohen Methan-Freisetzungen mit unkalkulierbaren Klimaschaden-Risken. https://www.deepwave.org/nein-zum-raubbau-an-der-tiefsee/
Mikroben bauen bis zu 90 Prozent klimarelevanter Gase – in erster Linie Methan ab und verhindern dadurch schädliche Auswirkungen auf das globale Klima. Röhrenwürmer – bis zu 60 cm in den Boden gebohrt, pumpen Meerwasser in tiefere Schichten; dort verarbeiten Mikroorganismen Methan als biologische Filter für Treibhausgase. Dadurch entweicht kaum Gas ins Meereswasser – ein subtil aufeinander abgestimmtes Equlibrium. Nach Zerstörung eines derartigen Öko-Gleichgewichtes kann bestenfalls nach Jahrzehnten – mit einer effizienten Wiederbesiedlung gerechnet werden. https://www.mpg.de/12419708/methan-filter-in-der-tiefsee-entsteht-erst-nach-jahrzehnten
Seismologie:
Änderungen der Scherspannung an Plattenrändern können Scherbrüche und in der Folge Tsunamis induzieren. Anthropogen ausgelöste Änderungen tektonischer Coloumbspannungsraten sind auch in noch so raffiniert programmierten Seismizitätsmodellen schwer zu beurteilen und bezüglich einer Wahrscheinlichkeitsvorhersage extrem problematisch. Erdbeben auf Tag, Stunde und Magnitude genau zu prognostizieren, ist unmöglich.
Hier ein Beispiel für hochdifferenzierte Symbiose im Ozean:
Kentrophoros, eine Riesenzelle, in sandigen Meeresböden beheimatet, beherbergt Milionen schwefeloxydierender Symbionten – Wimpertierchen/Kentron-Bakterien, welche Abfallprodukte ihrer Wirte in Biomasse umwandeln können. Damit ist verbunden: die Fixierung von CO2. DOI: 10.1128/mBio.01112-19
Circulus vitiosus-‚Symbiosen‘:
Symbiosen zwischen Wirtschaft und Ressourcenverschwendender Rüstungsindustrie sind en vogue. Prosperierende BIP-Wirtschaftwachstumspiralen (Biswanger) gedeihen gut auf seltenen Erden und seltener werdenden Metallen – in Zukunft aus den Tiefen der Meere? Prospektoren, Spezialisten für „Abbauwürdigkeit“ von Lagerstätten läuteten einen ‚deep layer gold rush‘ ein – „Tiefsee-Goldrausch“ samt irreparabler Kollateralschäden: Die Zerstörung von Biotopen samt Aufwirbelns potentiell toxischer Abraum-Sedimentwolken; diese werden durch Meeres-Strömungen unkontrollierbar verteilt. Weiters sind zusätzliche massive Gefährdungen des bereits bedrohten Fischbestandes zu befürchten.
Geschädigte marine Biome schaden dem Klima und Ökosystemen im Anthropozän-Circulus Vitiosus und – der Klimawandel schadet vice versa den den Mikroorganismen.
https://dredging.org/news/news/ceda-deep-sea-mining-information-portal-goes-live/detail_news=0048_000334_000000
http://nabf219anw2q7dgn1rt14bu4.wpengine.netdna-cdn.com/files/2016/06/Resource_Roulette-1.pdf
https://dev.deepwave.org/environmental-groups-call-for-a-u-turn-on-deep-sea-mining/